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1. Waldbauliche Grundlagen

Topographie Die Türkei (asiatischer Teil = Anatolien) erstreckt sich in Ost-West-Richtung vom 26. zum 50. Grad östlicher Lange (1600 km) und nord-südlich vom 36. zum 42. Grad nördlicher Breite (600 km) 78.576 km², davon 3% europäischer Anteil.

Die Türkei wird vom Schwarzen Meer (Karadeniz) im Norden und vom Mittelmeer (Akdeniz) im Süden und Westen Ägäis (Ege), umgeben. Zwischen den Randgebirgen im Norden (nordanatolische Gebirgsschwelle) und im Süden (Taurus) liegt das abgeschlossene inneranatolische Hochland, durch Becken unterschiedlicher Höhe und Täler stark gegliedert. Anatolien wird vom großen eurasischen Kettengebirgsgürtel geprägt, für den streckenweise Verschmälerung und Verbreiterung typisch sind. Bei Auffächerung entstehen die großen Beckengebiete.

Die Türkei ist im Osten am kompliziertesten aufgebaut. Schmale und lange, unterschiedlich orientierte Bergzüge, getrennt durch tiefe Täler und Hochflächen verschiedener Höhenlage, kennzeichnen Zusammensetzung, Richtung, Exposition und Höhenlage der Berge, bestimmen die Vielfältigkeit der Vegetation und den Reichtum der Flora.

Die Türkei ist ein gebirgiges Land, denn mehr als die Hälfte der Fläche liegt über 1000 m; 1000-1500 m. 30%, 1500-2000 m. 16%, über 2000 m. 10%. Mittelgebirgsgelände (500-1000 m.) ist mit 27% noch weit verbreitet, während Niederungen 0-250 m. 10%, 250-500 m. 7% stark zurücktreten. Nahezu zwei Drittel des Geländes ist über 15% geneigt, was die Erosion begünstigt.

  1. Nordanatolisches Randgebirge

    Typische Kettengebirge fehlen. Weit gespannte Aufwölbungs-Bergzüge alter Abtragungsflächen gehen mit der Küste parallel. Die Rumpfflächen werden von kammartigen bis stockartigen Erhebungen überragt. bedeutende Längsbecken (Kelkit Çayý, Çoruh Nehri, Devrik Çayý).

    Durch die Sommer wie Winter vorherrschenden Nordwinde, das Ost-West-Streichen der Gebirgsketten und durch den steilen Abfall gegen das Schwarze Meer hin werden die Gegensätze zwischen feuchten Schatten- und trockenen Sonnenseiten verschärft, so dass dem Kleinstandort besondere Bedeutung zukommt. Daher können sich Feucht- sowie Trockenwälder im Waldgesellschaftskomplex berühren.

    In Nordwestanatolien hängen die einzelnen Ketten weniger zusammen, meist in größere Bergstöcke aufgelöst und durch Quer- sowie Längstäler stärker gegliedert. Vegetationskundlich und geologisch gehört noch das Uludað-Massiv (2543 m.) jenseits des tief eingeschnittenen Sakarya-Tales am Südostende des Marmara-Meeres dazu. Höhere Gebirgsstöcke: Köroðlu Daðý bei Bolu (2378 m.), Ilgaz Daðý (2565 m.) mit dem Ilgaz-Pass (1775 m.), Çangal Daðý (1605 m.); Gipfelflur um 1700-2000 m., Pässe bei 1200-1500 m. Die Abgeschlossenheit gegenüber dem Meereseinfluß ist weniger ausgeprägt. Am unteren Sakarya- Tal verliert die Nordanatolische Gebirgsschwelle an Höhe und Geschlossenheit. Der nördliche Gebirgszug streicht am Bosporus aus und findet in den Istranca Daðlarý (1031 m.) in Thrakien sein Ende. Die ferner vom Meer gelegenen, aber höheren (südlichen) Ketten (Köroðlu Daðlarý, Ilgaz Daðlarý) wirken als Hauptregenfänger. Im Umkreis des Marmara-Meeres werden durch das niedrige Gebirge ausklingender mediterraner, aber auch balkanischer (winterliche Kaltluft) Klimaeinfluss wirksam.

    Im mittleren Nordanatolien (Sinop-Ordu) haben die Randketten typischen Mittelgebirgscharakter. Sie sind relativ niedrig (1200-1700 m.). Charakteristisch sind die Küstenebenen von Sinop, Samsun- Bafra und Çarþamba. Wasserreiche Stromtäler (Kýzýlýrmak, Yeþilýrmak) durchbrechen die Gebirgsschwelle. Erst hinter dem großen Quertal des Kelkit Çayý erlangen die Bergketten Hochgebirgscharakter (Akdað 2062 m., Tekelidað 2621 m.).

    In Nordostanatolien (Zigana- Gebirge) hat das nordostanatolische Gebirge schon in Küstennähe Hochgebirgscharakter mit einer Gipfelflur weit über 3000 m. (Çakýrgöl Daðlarý 3063 m., Kaçkar Daðý 3937 m., Yalnýzçam Sýradaðlarý 3856 m.). Die Pässe liegen über 2000 m. (Zigana Geçidi 2025 m., Soðanlý Geçidi 2370 m., Yalnýzçam Geçidi 2650 m.). Dieser kompakte Gebirgswall bis zur sowjetischen Grenze bildet eine scharfe Klima- und Vegetationsscheide. Nur im tief eingeschnittenen Çoruh- Durchbruch dringt das Schwarzmeerklima lokal weiter ins Innere ein.

  2. Hochland

    • Ostanatolisches Hochland

      Im Osten (Ararat-Hochland, östlich von Erzincan) fächern sich Zigana- und Taurus-Ketten auf. Mächtige vulkanische Decken (Basalt) treten auf und hohe Vulkane sind typisch: Ararat 5156 m., Süphan Daðý 4434 m., Nemrut Daðý 3050 m. Das extrem gebirgige und intensiv gefaltete Hochland mit geringer Reliefenergie in 1500-2000 m. Höhe gliedert sich in viele Becken. Am Steppensee Van Gölü (1720 m.), der größte Inlandsee mit stark kontinentalem Klima, liegt die untere Waldgrenze mit 1500-1800 m. sehr hoch, so daß Steppen-Standorte überwiegen.

    • Zentralanatolisches Hochland (Konya-Kayseri-Ankara)

      Wellige, monotone Hochfläche mit einzelnen Hügelketten, typische Beckenlandschaften, Höhenlage 800-1200 m., einige salzige Steppenseen (Tuz Gölü, randlich Beyþehir Gölü und Eðridir Gölü; im Inneren abflußlose Salzsümpfe.

      Erloschene Steppenvulkane wie Erciyes Daðý (3916 m.) und Hasan Daðý (3258 m.). Durch die niedrige Waldgrenze haben die tiefsten Lagen Steppencharakter. Die westanatolische Gebirgsschwelle (Isparta-Afyon-Eskiþehir) grenzt gegen das Mittelmeergebiet ab. Nur im Westen sind die Täler weit geöffnet, die gegen Norden, Süden und Osten stark abgeschirmt sind, wodurch eine Niederschlags-Lee-Lage entsteht.

  3. Ege-Gebiet (Agäischer Beckenraum)

    Vielfältiger aufgebaut durch Küstenebenen (Aydýn, Izmir, Bergama), breite Ost-West-Talfurchen im westlichen Tief- und Hügelland, hohe nordsüdliche Gebirgsmassive (1800-2300 m.), abgeschlossene kontinentale Hochbecken. Das Kaz Daðý- Massiv im Norden schützt gegen winterliche Kaltlufteinbrüche, West-Taurus schwächt das mediterrane Klima ab. Der ägäische Beckenraum setzt sich im thrakischen Tiefland fort, das ein typisches, kaum gegliedertes Steppenwaldgebiet ist. Das kreuzweise Nord-Süd- und Ost-West-Streichen hat auch eine komplizierte Küstenlinie mit vielen Inseln, Buchten und kleinen Bergen geschaffen. Entlang der tektonischen Linien fließen Großer und Kleiner Menderes und Gediz Fluss zum Meer.

  4. Südanatolische Randgebirge

    • West-Taurus:

      Der mächtige Iykische Taurusbogen (Fethiye-Silifke) mit ausgeprägten Bergketten hat teilweise Plateauartigen Charakter. Östlich der Linie Antalya-Isparta sind nordöstlich- südwestlich streichende Ketten typisch, die in den Bey Daðlarý (3086 m.) gipfeln.

      Weiter Westlich unregelmäßige Bergzüge. Zahlreiche Dolinenartige Hochflächen (800-1200 m.). Mehrere, teilweise perennierend und salzhaltige Steppenseen sind in der nördlichen Synklinale eingebettet (Beyþehir Gölü und Eðridir Gölü).

    • Mittel-Taurus:

      (westlich des Gülek Boðazý-Passes bei Adana). Vorgelagert sind die mediterranen Ebenen von Adana, Silifke und Antalya und im Norden das zentralanatolische Steppenhochland.

      Der Kettencharakter der kilikischen Taurusberge ist mehr in den inneren Ketten ausgeprägt, besonders im Bolkar Daðý-Gebiet 3585 m.; Akdað 2750 m. Die Pässe liegen um 1500-1700 m.

    • Ost-Taurus:

      Im vegetationskundlich engeren Sinne liegt die Grenze bei der Linie Malatya - Sivas (vgl. Zedern-Areal). Abweichend vom Mittleren Taurus treten mehrere parallele Kettensystem auf, die sich weiter östlich auffächern. Die inneren Ketten bilden die Wasserscheide. Gipfelflur: Aladað 3734 m., Bey Daðý 3054 m., Nuruhak Daðý 3090 m. Der Ost-Taurus gilt noch als Küstengebirge. Ein nordsüdlicher Auffächerungszug endet beim Erciyes Daðý (3916 m.).

    • Südöstliche Taurus- Ausläufer:

      Die aufgefächerten Binnenlandketten liegen zwischen der mesopotamischen (syrischen- irakischen) Tiefebene (500-800 m.) und dem Ararat-Hochland. Das äußerste Kettensystem beginnt mit dem Amanus (Gavur Daðý 2262 m.) und umfaßt die Güneydoðu Toroslar mit relativ hoher Gipfelflur (Akdað 2961 m., Malato Daðý 2967 m.). Die Hauptkette ist noch höher (Munzur Daðlarý 3250 m., Bingöl Daðlarý 3250 m.). Die Ketten setzen sich nach Osten bis Hakkari und zum gletscherbedeckten Cilo Daðý - Gebiet (4168 m.) fort. Weite Becken (Muþ) sind eingebettet, ebenso der Van-See.

    • Südöstliche Taurus-Vorlandzone:

      Am Ost-Taurus schließt in 500-800 m. Höhe ein Tiefland (Diyarbakýr, Gaziantep, Urfa, Mardin) an, dessen Kreide- und Tertiärschichten meist von Basaltdecken überlagert sind. Hier beginnen die Steppen Syriens und Mesopotamiens. Das südostanatolische Hochland wird von Euphrat und Tigris durchbrochen.

2. Geologie der Türkei

Die kleinasiatische Halbinsel besitzt einen ähnlichen strukturellen Gebirgsbau wie die Ostalpen, Dinariden und die Balkanketten (mediterraner Faltentypus). Hauptsächliche Gebirgsstrukturzüge sind: Pontiden im Norden, intermediäre Massive und Ketten im mittelanatolischen Hochplateau und Tauriden im Süden.

  1. Paläozoikum

    Im zentralen Anatolien bauten Massive mit granitisch-granodioritischen Kernen und halbmetamorphen Schieferhüllen das Grundgebirge auf, dem sich älteste paläozoische Gesteine anlagern. Dazu gehören noch kristalline Schiefer (Glimmerschiefer, Marmor) und ultrabasische Grüngesteine (Ophiolith, Serpentin, Diabas, Melaphyr). Im Paläozoikum wurden auf das gehobene Grundgebirge marine Kalke und terrestrische Sande, Kiese und Tone abgelagert.

    • Präkambrium (Kristallines Grundgebirge):

      Hauptsächliche Vorkommen: thrakisches Istranca-, südwestliches Menderes-, zentrales Kýrþehir- und südöstliches Bitlis-Massiv. Besonders typisch metamorphe Gesteine, Gneis, dunkler und sandig-kalkreicher Phyllit. Granit, auch Granodiorit.

      Im nordwestlichen Kýrþehir- Massiv: Paragneis, Amphibolit, Biotitgneis, granitischen Gestein, kristalliner Schiefer. Am ältesten sind Amphibolit, Hornblendegneis. Kleinere Vorkommen im Kaz Daðý -Massiv (Biotitgneis, Olivinschiefer); ähnlich Uludað (Amphibolit, Quarzphyllit), ferner Alanya-Anamur-Massiv (Hornblendeschiefer).

    • Kambrium:

      Ein Schwerpunkt liegt beim Beyþehir Gölü und am Sultan Daðý, wo metamorphe Phyllite, Quarzite und kristalliner Kalk (Dolomit) auftreten. Im Südosten gibt es noch einige Inselvorkommen: Amanus, Adýyaman, Mardin (Quarzit, Phyllit, Schiefer) von teilweise erheblicher Mächtigkeit.

    • Unteres Silur (Ordovicium):

      Diese seltenen Schichten finden sich bei Kocaeli (Grauwacke, Tonschiefer, Quarzite), auch Bolu Daðý am Sultan Daðý (West-Taurus, Grauwacke), Antitaurus (Tonschiefer, Quarzit), Amanus (Sandstein-Bett), südöstlich bei Mardin (Tonschiefer) und Hakkari (Quarzit).

    • Silur:

      Ablagerungen bei Kocaeli (verschiedene z.T. geschichtete Kalksteine, Grauwacke), im Antitaurus (auch Mergel und Schieferton), Amanus-Gebirge (farbiger Sandstein, Quarzit, Konglomerat). Im späteren Abschnitt erfolgte die kaledonische Gebirgsfaltung.

    • Devon:

      Weit und vielfältig verbreitet in Mittelanatolien: Bosporus-Kocaeli (Kalkstein, Lydit, Grauwacke, geschichteter Mergel), Ost-Kocaeli (grüner und roter Kalk, Mergel), Bartýn (Dolomit und Kalkstein, Glaukonit), Sultan Daðý (Quarzit, mächtige grün- graue Schiefer), Antitaurus (Sandstein, Mergel, Kalkstein), Amanus (Sandstein, Quarzit), Taurus (riffartiger Kalk); Belgrader Wald bei Istanbul.

    • Karbon:

      Weit in ganz Anatolien verbreitet und in verschiedene Gebiete gegliedert: Istanbul-Kocaeli (Kalkstein, Grauwacke, Diabas, Kalkstein), Zonguldak-Bartýn (dunkle massive Kalke und Dolomite, bituminöse Steinkohleschichten, Sandstein, Konglomerat), Biga-Halbinsel bei Bursa; (Grauwacke, Schieferton, schwarze Kalke), Ost- und Antitaurus (schwarzer geschichteter Kalkstein).

    • Perm:

      Marine Ablagerungen in dem damals weitgehend vom Wasser bedeckten Anatolien kennzeichnen: Bartýn-Inebolu (roter Sandstein), Biga-Halbinsel (Grauwacke, Kalkstein), Hazro-Diyarbakýr (Mergel- Kalkstein, Sandstein, einzelne Kohlenflöze), Cizre im südöstlichen Dreiländereck (dunkelgrauer geschichteter Kalkstein, Sandstein, Schieferton).

  2. Mesozoikum

    Die marine Trias ist gegenüber den Alpen im Taurus und weiter im Osten weniger mächtig entwickelt. Dafür nehmen die Jura und Kreideablagerungen stark zu. Im Jura entstanden ophiolithische Eruptionen. Während der Kreidezeit bildeten sich mächtige Kalke. Gleichzeitig erfolgten in Nordostanatolien heftige Vulkaneruptionen. Südlich von Trabzon Kreide-Ablagerungen in Wechsellagerung mit andesitischen Laven und Tuffen. Der Vulkanismus reicht bis ins Alttertiär.

    • Trias:

      Formationen sind in der West-, Süd- und Südost-Türkei konzentriert, die einen deutlichen stratigraphischen Unterbruch markieren: Kocaeli (Kalkstein und Mergel, auch Dolomit, Sandstein und Konglomerat), Biga-Halbinsel bei Bursa (wenig mächtiger Tonschiefer und Sandstein), Karaburun-Halbinsel (sehr vielfältig; Kalkstein, Dolomit, Radiolarit), Seydiþehir- Beyþehir (Dolomit, Sandstein, Mergel), Südostanatolien (schwarzer bituminöser Kalkstein, Dolomit).

    • Jura:

      Im ganzen Land besonders weit verbreitet mit sehr unterschiedlicher Ausbildung (Lias, Dogger, Malm), Biga-Halbinsel (Kalkstein, Sandstein), Karaburun-Halbinsel (grauer Kalkstein), Ankara (besonders stark differenziert; Sandstein, Mergel, Tonschiefer, Kalkstein), Kelkit-Tal (Sandstein, Tonschiefer), Pisidischer Taurus (Kalkstein, Mergel, Dolomit), Südost-Anatolien (dunkelgrauer bituminöser Kalkstein und Dolomit), ferner Ophiolith-Becken. Marine Ablagerungen überwiegen.

    • Kreide:

      Ähnliche Ablagerungen wie im Jura und im Tertiär; Ereðli-Amasra (Kalkstein, Mergel, Andesit, Basalt, Tuff), Giresun (Basalt, Andesit, Tuff, Kalkstein), Karaburun-Halbinsel (Kalkstein, Sandstein, Bauxit), Bilecik (Mergel, Kalkstein, Tuff), Kelkit-Tal (Kalkstein), Bayburt (Kalkstein, Basalt, Radiolarit), Lykischer Taurus (Sandstein-Flysch, Kalkstein), Südost-Anatolien (Dolomit, Kalkstein, Mergel).

    • Tertiär:

      Allmähliche geologische Entwicklung zum heutigen Aufbau, wobei tektonische Phasen gestaltend waren und Anatolien wechselnd vom Meer überflutet war.

    • Alt-Tertiar (Paläo-, Eo- und Oligozän):

      Im Eozän werden in ganz Anatolien mächtige Kalk- und Flysch-Schichten abgelagert, die sowohl große Flächen in den Becken und auf Höhenzügen bedecken, aber auch in tektonischen Schuppenpaketen oder Faltungszonen der euxinischen und taurischen Ketten stratigraphisch bedeutsam sind. Das nordanatolische Gebirge ist sehr wesentlich ausgebildet; stark gipsführende Schichten, beginnende Bildung von Salzsteppen. Im Miozän lagerte das Meer im Westen und Süden auf großen Flächen marine, brackige und vom Festland her terrestrische Sedimente ab. Große Salzpfannen entstanden (Tuz Gölü). Thrakien (Sandstein, Mergel, Kalkstein), Zonguldak-Bartýn (älterer Sandstein, Mergel), Bilecik (Sandstein, bituminöser Tonschiefer, Kalkstein), Sivas (Sandstein mit Gips, Flysch, Konglomerat, Kalkstein), West-Taurus (Sandstein- Mergel, Flysch, Kalkstein), Südost-Anatolien (Sandstein, Mergel, Kalkstein).

    • Jung-Tertiär (Mio- und Pliozän):

      Ganz Anatolien wurde aus dem Meer gehoben, von Blockverstellungen und Vulkanausbrüchen begleitet. An der kilikischen Küste werden fossilreiche Miozän Kalke bis 2000 m emporgehoben. Der Hebung im Süden steht eine Absackung von Schollen im Westen und Norden gegenüber. Im Landesinneren entstanden Grabenzonen und langgestreckte Bruchlinien. Am Übergang vom Tertiär zum Quartär waren die Krustenbewegungen beträchtlich: Ostanatolien wurde dabei bis 2000 m. gehoben, Westanatolien bis 3000 m. gesenkt. Dardanellen (Sandstein, Mergel), Istanbul (Sand, Mergel, Kies), Südwestanatolien (Sandstein, Konglomerat, Lignit, Kalkstein, Mergel), Mittel- und Ostanatolien (Sandstein, Mergel, vulkanische Ablagerungen, Süßwassersedimente), Südostanatolien (Kalkstein, Mergel, Grauwacke, Arkose, Sand, Basalt), Adana-Tiefebene (Sandstein, Mergel, Feinsandstein, Mergel und Gips, Kies).

      Im Pliozän war die vulkanische Tätigkeit besonders intensiv.

  3. Quartär

    • Pleistozän:

      Senkungen verwandelten die Flußtäler der Dardanellen und des Bosporus in Meeresstraßen. Das nahezu ebene, kontinentale Inneranatolien mit isolierten Bergketten bevölkerte im früheren Pleistozän eine Steppenfauna. Nach der anatolischen (wallachischen) Hebung begann die Verkarstung. Während der Eiszeiten im mittleren und späteren Pleistozän wechselte mehrmals das Klima ausgeprägt. In Anatolien war in der letzten Vereisungsepoche die Schneegrenze 1000-1200 m. niedriger als heute, die Juli-Temperratur um 6-8 C° gedrückt. Stärkere Vereisung mit Moränen am Uludað und Erciyes Daðý, im periglazialen Raum Solifluktion des Bodens infolge eingeschränkter Verdunstung stieg in den Pluvial-(Eis-) zeiten der Spiegel inneranatolischer Seen bis 70-90 / 110 m. (Burdur-Becken), Tuz Gölü um 5 m. Südlich von Konya entstand ein 150 km langer Gletscher und bis Würm-Eiszeit endete der 15 km lange nordostanatolische Kaçkar Daðý-Gletscher in 1550 m. Höhe.

      Die heutige Länge beträgt 1-2 km. Gletscher am Erciyes Daðý 700 m. lang. Die Vulkankegel in Ostanatolien entstanden hauptsächlich im Quartiär (Hasan Daðý, Erciyes Daðý, Nemrut Daðý, Ararat).

      Höhenlage der Schneegrenze:

        Mittelanatolien Ostanatolien
      Letzte Würmeiszeit 2400-2900 m. 2600-3000 m.
      Gegenwart 3500-4000 m. 3500-4250 m.

      Interglazial war Anatolien von Wäldern bedeckt, glazial von Steppen.

    • Holozän:

      Vor 12.000 Jahren stiegen die Temperaturen unter geringen Schwankungen rascher an. Nur in der Periode 5500-2500 Chr. war das Klima etwas wärmer und humider.

3. Gebirgsbildung in der Türkei

Kaledonische und variskische Gebirgsbildung sowie Metamorphose waren in der Türkei auf wenige Phasen in einem begrenzten Raum beschränkt. Die alpidische Gebirgsentfaltung erfaßte das ganze Land unterschiedlich nach Art und Intensität, und ist bis heute noch nicht abgeschlossen.

Die jüngere Tektogenese begann im Mesozoikum (Trias, Jura, Kreide) und dauerte im Tertiär (Eobis Pliozän) an und reicht bis ins Quartär. Am Übergang vom Tertiär zum Quartär waren die Krustenbewegungen beträchtlich. Ostanatolien wurde dabei bis 2000 m. gehoben.

Während der tertiären Orogenese mit alpidischer Faltungsmechanik entstanden in angrenzenden Schollenregionen tektonische Verformungen (Grabenbrüche, Sprünge, aufgefaltete Gebirge, durch zunehmende Vulkantätigkeit, die im Jura mit Eruptionen diabasischer und peridotiter Zusammensetzung begann, in tertiäre Intrusionen von Graniten, Granodioriten, Syeniten und Tonaliten überleitete und im Jungtertiär ihren Höhepunkt erreichte. In den Pontiden und Tauriden, aber auch in Inneranatolien drangen mächtige Vulkane an typischen Störungslinien durch. Lavamassen und Aschen (Tuff) von andesitischer, dazitischer und rhyolitischer Zusammensetzung bedeckten weite Flächen. Diese Gesteine dunkler, rötlicher und grünlicher Farbe kontrastieren zu den hellen Kalken, Konglomeraten oder Sandsteinen und verleihen der Landschaft durch ihre große Anfälligkeit gegenüber Erosion (stark zerfurchte Schluchten, Abbrüche) ein besonderes Gepräge.

Vulkane:

Die bedeutendsten sind Ararat, Nemrut Daðý (am Van- See), Hasan Daðý und Erciyes Daðý. Durch letztere zwei entstanden die mächtigen, verschiedenfarbigen Tuffdecken bei Göreme, Ürgüp und Nevþehir, wobei durch Erosion (Wasser, Wind und chemische Korrosion) örtlich mannigfaltige, oft bizarre Formen entstanden ("Tal der hundert Pyramiden"). In diese Wände, Pyramiden und Kegelstümpfe Kappadokiens höhlten Christen (im 6.-13. Jahrhundert) Kirchen und Zufluchtsstätten aus. Teilweise Bimssteingewinnung für den Hausbau.

Rezente Krustenbewegungen als Folge epirogenetischer Entwicklungen lassen sich gut an alten griechischen und römischen Baudenkmälern verfolgen durch Oberflächenveränderungen von 1-2 m. Ausmaß. Anatoliens Gebirgsbildung ist noch nicht zur Ruhe gekommen. Auch die mehrmalige Zerstörung von Troja dürfte bei bestimmten Kulturschichten der Erdbebentätigkeit zuzuschreiben sein. Als geologischer Unruheherd ist die Türkei eines der häufigsten Erdbebengebiete der Welt.

In den letzten 40 Jahren kamen 150.000 Menschen ums Leben und wurden tausende Gebäude zerstört; Zerstörung der Hagia Sophia, des Bazars von Istanbul, der Stadt Erzincan und Adapazarý/Düzce durch Erdbeben. Sechs aktive Zonen sind bekannt: Nordanatolien, Van Gölü-Zagros-Linie, Bingöl-Zone, Hatay-Kahramanmaraþ, Westanatolien (Agäis), West-Taurus. Als Folge der früheren vulkanischen Tätigkeit existieren über 300 Thermalquellen (Fumarole).

4. Bodentypen

Klimatisch und geologisch ist die Vielfalt der Bodenbildungen verständlich. Eine umfassende Standort- und Waldvegetationskundliche Inventur steht noch aus. Es gibt viele regional übergreifende Bodentypen.

  1. Humide bis subhumide Bodentypen

    Brauner Waldboden: Der mitteleuropäischen Braunerde entsprechend warmes humides Klima; viele Unterlagen (Gneis, Schiefer). In humiden und subhumiden, montanen Laub- und Nadelwäldern der Bergwaldstufe mit Ranker-, Pseudogley- und Gley-Ausbildung häufig auch Parabraunerde in tieferen Lagen; Fahlerde in höheren Lagen auch podsolig.

    Bodensaure (kalkfreie) Braunerde: Zonal auch subhumides mediterranes Klima meist auf steinigen, sandigen und tonigen mio- und pliozänen Ablagerungen (Thrakien). Rendzina in höheren Lagen. Humuskarbonatboden (A-C) auf Kalkstein, Dolomit, Mergel (Thrakien, Nordanatolien). Exponierte Standorte, aufforstungsnotwendig. Verbraunte Rendzina sehr leistungsfähig an Steilhängen, initiale sehr erosionslabile Prato-Rendzina; Eichen-standorte.

    Alluviale Initialböden in Tälern und entlang von Flüssen, von sehr unterschiedlichem Ausgangsmaterial, sehr fruchtbare Auböden, überwiegend gerodet. Teilweise hydromorph (vergleyt) bei ungenügender Drainage. Im ariden Inneranatolien vielfach mit Salz angereichert.

  2. Semi-aride Bodentypen

    Semi-aride Braunerde: Verbreitet auf dem mittelanatolischen Plateau bei kalkreichem Lehm mit grasreicher Steppenwaldvegetation. Flachgründige Ausbildung auf stärker geneigten Standorten.

    Rötliche Braunerde: Zonale Böden mit Kalk-Akkumulation im Unterboden; Im Südosten und im südlichen Hochplateau. Meist Getreide; Vulkanisches Material, überwiegend Wiesen. Ost-Türkei (Kars-Van) Steppenwald.

    Rötlicher kastanienbrauner Boden: Zonal bei etwas feuchterem, subhumidem Klima auf Ton, Mergel, Kalkstein; Karbonat-Akkumulation im Unterboden. Bei guter Drainage nachhaltig produktiver Boden. In der Südwest-Türkei, in Tälern und an Unterhängen. Laubwaldstandorte mit Eichen-Dominanz (800-2500 m.) Steppenwald, pinus nigra-Areal.

    Brauner Steppenwaldboden aus karbonat-reichem, sandig- tonigem Mergel; meist Grassteppe bis Steppenwald.

    Grumusol: Dunkler, krümeliger Ton ausgedehnt in Inner-Thrakien, stark erosionsgefährdet, Steppenwald und Steppengebüsch.

    Grauer Sierosemboden im ariden Steppengebiet.

    Solontchak- und Salzboden in Mittelanatolien

  3. Mediterrane Bodentypen

    Roterde (terra rossa): Zonaler Kalkstein-Rotlehmboden im warmtrockenen, mediterranen Klima auf Hartlaubwaldvegetation oder immergrüne macchie mit zunehmender Steilheit flachgründiger. Skelettreiche Ausbildung im Hartkalk-Steilgelände mit Verwandtschaft zur Rendzina.

    Verkarstung (Humusverlust) bei Kahlschlag und Weidung.

    Grauer kalkreicher Regosol: Azonale Sand-, Lehm-, Lößboden im Kalksteinlehm Gebiet, semiarides-subhumides Gebiet (Burdur), vor allem Südwest-Türkei.

    Rötlicher Prairieboden: Südwestliche mediterrane Türkei; Kieserde, pleistozäne Ablagerungen.

    Bei guter Drainage produktiv; z.B. Antalya (Baumwolle).

    Sanddünen: Böden oft in Kontakt mit Alluvialböden, bei weiterer Entwicklung (Gräser, Seggen) mit Juniperus phoenicea oder pinus pinea-Bestockung. Die unterschiedlichen zonalen und azonalen Bodentypen, nach Entwicklungsstadien weiter differenziert, erklären die Vielfalt der Waldgesellschaften nach Baumartengarnitur, Aufbau und Wuchs.

    Mediterranes Hartlaubwaldklima:

    Vom Ägäisgebiet über den Taurus bis zum Amanusgebirge herrschen thermisch ähnliche Verhältnisse (Jahr 16-20 C°) Januar 5-12 C° Juli 27-28 C°. Temperaturamplitude 17-20 C°) in der randlichen Westägäis sind die Temperaturen gedrückt. Das Klima ist im Vergleich zur Schwarzmeerküste im Winter weniger Rauh, niederschlagsärmerer und sommertrockener. Die Mediterrane Küste ist niederschlagsärmer und sommertrockener. Humiden Charakter (700-1300 mm) haben Westägäis, West-Taurus und Amanus- Gebirge. Semihumid sind Mittel und Ost-Taurus (600-900 mm).

    Der heiß-trockene Sommer ist über 3-4 Monate annähernd gleich niederschlagsreich (100-250 mm.). Niederschlagsmaximum im Winter (300-800 mm.).

5. Geo-Botanischer Charakter der Türkei
  1. Flora der Türkei

    Die türkische Flora ist die reichhaltigste im nahen und mittleren Osten, wie schon die orientalische Flora von BOISSIER zeigt. Sie umfaßt rund 9000 Arten mit 850 Gattungen. Die umfänglichsten Familien und Gattungen: Leguminosae 670 Arten und 54 Gattungen (Astragalus 400 Arten, Trifolium 100, Trigonella 60). Compositae: 700 Arten und 120 Gattungen (Centaurea Arten, Anthemis 50, Cirsium 35), Labiatae 450 Arten und 40 Gattungen (Salvia 60-70 Arten, Stachys 40). Ferner noch stark vertreten Cruciferae 430 Arten (Alyssum, Erysimum, Aethionema), Ryophyllaceae (305), Gramineae (250).

    Charakteristische Eigenarten:

    Riesengattungen haben ungewöhnlich viele Arten. Die Türkei ist ein sekundäres Bildungszentrum der viele Serien von Gattungen (Isatis, Draba, 18 Quercus-Arten). Viele pflanzengeographische Probleme sind nur aus der heutigen Verbreitung und früheren Wanderungen verständlich. Die türkische Flora ist besonders reich an Endemiten. Sie beherbergt außerordentlich viele Holzgewächse; über 300 Baum- und Gebüscharten, vor allem Gattungen wie Sorbus, Pyrus, Mespilus, Crataegus, Amygdalus, Prunus, Cerasus, Amelanchier, Cotoneaster. Viele Fruchtbäume waren die Wiege der Gartenkultur. Die Türkei besitzt doch eine reiche alpine Flora mit europäischer und asiatischer Verwandtschaft.

    Nach der Anzahl, aber nicht der Verbreitung nach, dominieren iran-turanische Steppenelemente, die in den östlichen Hochsteppen ideale Lebensmöglichkeiten finden. Trotz der langen Südküste ist das mediterrane Element schwach unterrepräsentiert, da in Hoch- und Innenlagen differenziert irano-turanische Elemente (Igelpolsterflur) eindringen. Die auf ein feuchteres und gemäßigteres Klima angewiesenen euro-sibirischen Arten sind weniger zahlreich als Steppenarten. Der balkanische und (mittel-) europäische Einfluss ist noch stark, wie vom Hauptareal übergreifende Elemente von allen Höhenstufen zeigen. Hartlaubgebiet: Hercus coccifera, (Arbutus unedo), Steineiche (Quercus ilex), Phillyrea latinolia, Zypresse (Cupressus sempervirens), Aleppokiefer (Pinus halepensis). Sommergrünes Laubwaldgebiet: Hainbuche (Carpinus betulus) und orientalische Weißbuche (C. orientalis), Ostrya carpinifolia, Sorbus torminalis, Elsbeerbaum (Quercus cerris), Sercus trojana, Quercus pubescens, Pinus nigra. Fagion sylvaticae Elemente - echter Waldmeister (Galium odoratum); vereinzelt Vaccinio- Piceion-Arten - Fistera cordata, Heidelbeere (Vaccinium myrtillus); auch Wacholder (Juniperus communis sp. nana).

    Endemiten. Der Nahe Osten und damit auch Mittel- und Ostanatolien besitzen 1800 Endemiten von 65 Familien; besonders Leguminosae, Labiatae, Compositae, Cruciferae mit Schwerpunkarten wie Silene, Gypsophila, Dianthus, Minuartia, Draba, Thlaspi, Onosma.

  2. Mediterrane Region

    Dem im Sommer trocken-heißen Klima mit feuchtem Winter sind immergüne Bäume und Sträucher am besten angepaßt. Die Tieflagenleitgesellschaften kennzeichnen mediterrane Hartlaubwaldbäume - Steineiche (Quercus ilex), Kermeseiche (Q. coccifera), Olivenbaum (Olea europaea), Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua), auch Pinus brutia. Typische Hartlaubwald-Macchie - östlicher Erdbeerbaum (Arbutus andrachne), Terpentinpistazie (Pistacia terebinthus ssp. Palästina), Erica, Zistrose (Cistus).

    Südost-Mediterran fallen spezifische winterkahle Eichen in der mediterranen Stufe auf: Quercus ithaburensis ssp. Ithaburensis als Relikt. Quercus ithaburensis ssp. Mocrolepis ist ein typisches anatolisches Element. Die submediterrane Eichenstufe ist zunehmend mit östlichen Eichen angereichert: Quercus infectoria ssp. Infectoria, Q. Libani, Q. Infectoria ssp. Boissieri. Montane Hochlagen kennzeichnen Trockentanne (Abies cilica), Libanonzeder (Cedrus libani) und typischer Baumwacholder (Juniperus foetidissima, J. excelsa) Kulminale waldfreie Stufe mit typischer Igelposterflur aus Astragalus- und Acantholimon-Arten. Viele Throphyten (50% der Flora) und über die Hälfte der Endemiten. Reliktischen Charakter haben mitteleuropäische euxinische Arten mit Schwerpunkt im Ost-Taurus und Amanus: Taxus baccata, Fagus orientalis, Bergulme (Ulmus glabra), Feldahorn (Acer campestre). Typische submediterrane Elemente prägen in Berglagen die Landschaft - Schwarzkiefer (Pinus nigra), Zerreiche (Quercus cerris). Südost-mediterran dringen spezielle irano-turanische Steppenelemente ein. Lokal klimatisch begünstigte mediterrane Relikte in Nordanatolien belegen eine wärmere postglaziale Periode.

  3. Submediterrane Region

    Flächig dominiert submediterrane Vegatation in den nördlichen Randlagen der Tauruskette, im hügeligen Ost-Ägäis-Gebiet und besonders im mittelanatolischen Steppenwaldgebiet, das ZOHARY (1973) als xero-euxinisch bezeichnet. Charakteristische Elemente: Flaumeiche (Quercus pubescens) im Zentrum und Schwarzkiefer (Pinus nigra) am Rand des Steppenwaldes bauen charakteristische Leitgesellschaften auf. Mediterrane Arten fehlen ebenso wie Mesophile euxinische Arten, von Relikten abgesehen (Fagus orientalis). Fließende und kleinstandörtliche Übergänge in der Ostägäis (Pinus brutia).

    Breite submediterran geprägte subeuxinische Zone mit thermophilen Laubmischwäldern - Quercus macranthera ssp. syspirensis, orientalische Weißbuche (Carpinus orientalis). Der Charakter des mittelanatolischen Steppenwaldes ist deutlich abgestuft in Thrakien mit typischem Flaumeichen-Steppenwald. Keine oder nur edaphisch bedingte Steppe. In Mittelanatolien mit randlicher submediterraner Steppe Flaumeiche, in tiefsten Lagen und besonders an trockenen Standorten eine weniger extreme Artemisia fragrans-Steppe.

  4. Südostmediterrane Region

    Im Nahen Osten hat die mediterrane Hartlaubwald-Stufe mit typischen Kennarten (Olea, Ceratonia) noch zentralmediterranen Charakter. Südöstliche Arten: Taboreiche (Quercus ithaburensis ssp. Ithaburensis), echter Storaxbaum (Styrax officinalis), orientalischer Amberbaum (Liquidambar orientalis), Aleppokiefer (Pinus brutia). Submediterran ist die südostmediterrane Eigenständigkeit schon ausgeprägter. Nur einige Arten (Castanea, Celtis). sind noch gemeinsam.

    Den Eichenmischwald mit noch mittelmediterranen Komponenten kennzeichnen östliche Eichen (Quercus infectoria, Q.brantii) mit irano-turanischem Charakter. Mediterran-montan sind nur noch Espen (Populus tremula) und Eiben (Taxus baccata) circummediterran verbreitet; kein Zentral-mediterran.

    Die landschaftspägenden Kennarten kommen nur südost-mediterran vor - Cedrus libani, Abies cilica, Quercus libani, orientalische Buche (Fagus orientalis). Mit zunehmender Höhenlage sind die Gesellschaften differenzierter und vegetationskundlich selbständiger. Dies spiegelt eine sehr unterschiedliche vegetationskundliche Entwicklung nach den Eis- und Zwischeneiszeiten wider. Die starke genetische Aufgliederung in Unterarten und Varietäten - Schwarzkiefern (Pinus nigra), Tannen (Abies), Zedern (Cedrus) unterstreicht dies.

  5. Irano-Turanische Region

    Ausgeprägt abgeschlossen durch das nordanatolische und Taurus-Gebirge ist die großflächige Region, deren kontinentales Klima in Tieflagen noch annähernd submediterrane Züge besitzt. Von den iranischen Steppen sind viele Elemente eingedrungen, 30% der Arten sind endemisch.

    Ostanatolische Hochsteppe: Sommergrüne Laubbäume (Eichen) dominieren in den Steppen-Parkwäldern, Hemicryptophyten und Chamäphyten sind zahlreich. Die Region ist besonders artenreich an Xerophyten (Astragalus, Acantholimon). Das extrem winterkalte Waldsteppengebiet (850-2700 m) wird durch Hochsteppen (1500-2200 m.) gekennzeichnet, Quercus robur ssp. Pedunculiflora charakterisiert begleitet von Crataegus stevenii und ölweidenblättrige Birne (Pyrus elaeagrifolia), im Norden Wald-Kiefer (Pinus sylvestris).

    Im irano-turanischen Hochland sind heute nur Eichengebüsche noch verstreut vorhanden, mosaikartig mit der Steppe wechselnd. Verschiedene Eichenarten treten auf (Quercus petraea ssp. Iberica, Q. petraea ssp. Pinnatiloba, Q. macranthera ssp. syspirensis, Q. robur ssp. Pedunculiflora, Q. brantii, Q. infectoria ssp. Boissieri). In der teilweise sehr blumenreichen Hochsteppe kennzeichnen vor allem irano-turanische Arten: Wermut (Artemisia absinthium), A austriaca, A. fragrans, Alyssum minus. In höheren Lagen dringen Tragant-Arten ein (Astragalus microcephalus, A. glymaceum), auch Acantholimon, Steinkraut (Alyssum), Minuartia, Linum, Stachys, Silene. Verschiedene Steppentypen mit weichblättrigen Kräutern, Igelpolstern und Gräsern sind typisch.

    Mittelanatolische Steppe: Von der Natur aus kleinfächiger, heute sekundär durch die Zerstörung des Steppenwaldes weiter verbreitet. Dieser trockenste, oft halbwüstenartig anmutende Teil von Anatolien ist durch die Höhenlage (800-1200 m) nicht extrem heiß, so daß Trocken-Landwirtschaft möglich ist. Durch anthropogenen Einfluß dehnte sich sekundär die Steppe aus: Intensive Beweidung durch Schafe und Ziegen; Gewinnung von Brennmaterial (Bäume, Büsche Zwergsträucher), extensive Landwirtschaft mit reicher Unkrautflora. Typische Gras-Steppe: Stipa lagascae, S. Fontanesii, Agropyrum cristatum, Walliser Schwingel (Festuca valesiaca), zarte Kammschmiele (Koeleria cristata), Bromus tomentellus, B. Commutatus, B. Cappadocicus poa bulbosa.

    Südostanatolischer Sektor: Eichen-Steppenwälder dominieren mit nördlicher Grenze bei Muþ-Malatya, im Süden von der mesopotamischen Steppe begrenzt. Typische Arten: Persische Eiche (Quercus brantii), Aleppoeiche (Q. infectoria ssp. boissieri).

    Mesopotamischer Sektor in der Türkei: Im tieferen Südostanatolien gehören dazu: Diyarbakýr-Tiefebene und Urfa-Mardin-Plateau, die im Regenschatten des Taurus liegen, ferner die weite offene Ebene der syrischen Wüste. Berge nördlich von Mardin werden von südostanatolischen Steppenwäldern bedeckt (Quercus brantii). Die ausgedehnten typischen Steppen kennzeichnen: Artemisia herba-albaphlomis bruguieri et kurdicacousinia stenocephala, Astragalus platyraphis.

Quelle (Auszug):
Wälder der Türkei
Hannes Mayer, Wien und Hüseyin Aksoy, Istanbul
Gustav Fischer Verlag, 1986

zuletzt geändert: Tuesday, 19-Oct-2010 13:37:23 CEST
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